Ein Themendossier des Karlsruher Bündnisses für Demokratie und Menschenrechte anlässlich des 9. Novembers 2024.
Der 9. November – ein Karlsruher Erinnerungstag gegen Antisemitismus und für Demokratie und Menschenrechte
Ein Leitartikel von Dr. Susanne Asche
Die Erinnerungen an den Novemberpogrom von 1938 und an die Menschheitsverbrechen der Nationalsozialisten sowie ihrer Verbündeten sind ein Statement gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, gegen Judenhass und Antisemitismus sowie gegen demokratiefeindlichen Nationalismus. Seit den 1980er Jahren sind sie fester Bestandteil der Karlsruhe Stadtidentität, die Veranstaltungen zum 9. November sind ein wesentliches Element darin.
Doch seit einigen Jahren werden deutschlandweit die Erinnerungskultur und ihre Einrichtungen angegriffen, verächtlich gemacht und nun gerät auch der 9. November in einen Kampf um die Deutungshoheit, wenn die Vertreter der äußersten Rechten an diesem Tag eine Kundgebung veranstalten wollen. Es soll vergessen werden, woran erinnert wird bzw. die Erinnerungen sollen überschrieben werden mit nationalistischen Tönen. Das aber ist ein Angriff auf die Menschenrechte und die Demokratie.
Vergangenheit und Gegenwart des Antisemitismus
Ein Aktuelles Stichwort der Jüdischen Kultusgemeinde Karlsruhe
Der 9. November 1938 markiert einen der dunkelsten Momente in der deutschen Geschichte, als während der Reichspogromnacht auch in Karlsruhe die Synagoge zerstört und jüdische Bürger brutal verfolgt wurden. Dieser Tag, der das jüdische Leben in Deutschland nachhaltig veränderte, mahnt uns jedes Jahr, nicht zu vergessen und aus der Geschichte zu lernen.
Ludwig Marum & ein Preis, der erinnern soll
Ein Beitrag der SPD Karlsruhe
Die Karlsruher SPD vergibt seit 1988 den mit 1.000 EUR dotierten Ludwig-Marum-Preis im Gedenken an den Sozialdemokraten Ludwig Marum, der in seinem Wirken als Kämpfer für Freiheit, Demokratie und Rechtsstaat ein Vorbild nicht nur für Sozialdemokrat:innen, sondern für alle ist, denen Freiheit, Rechtsstaat und Demokratie am Herzen liegen. Ausgezeichnet werden Personen, Gruppen oder Einrichtungen, die sich in besonderem Maße für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Gleichberechtigung und für ein friedliches gesellschaftliches Miteinander in Deutschland einsetzen. Der Ludwig-Marum-Preis wurde anlässlich des Gedenkens zum 50. Jahrestag der Reichspogromnacht am 9. November 1938 ins Leben gerufen. Damit will die Karlsruher SPD einen nachhaltigen Beitrag zu einem aktiven und politisch wirksamen Erinnern leisten.
Als die Welt sich zum Guten veränderte
Ein persönlicher Blick auf den Mauerfall 9. November 1989 von Stefanie Wally
Es gibt Tage, von denen weiß man auch nach Jahren, was man gerade gemacht hat, als etwas „Historisches“ passierte. Dass es historisch werden sollte, ahnte man vielleicht – aber dies zeigt sich meist erst nach einiger Zeit.
Wenn man Menschen meiner Generation fragt, wie sie den 9. November 1989 erlebt haben, dann stelle ich die steile These auf, dass sich ALLE noch genau an diesen besonderen Abend erinnern – denn an diesem Abend wurde Erhofftes und doch Unerwartetes Wirklichkeit.
Auch Vertreter unserer Bündnispartner und Unterstützer unseres Bündnisses teilen ihre Gedanken zum 9. November.
„Ich kann mich noch sehr gut an den Tag des Mauerfalls und die bewegten Zeiten um diesen Moment erinnern. Ich war damals 14, politisch sehr interessiert und habe die Ereignisse damals mit meiner Familie sehr genau am Fernseher verfolgt. Noch heute besitze ich eine Sammlung mit den wichtigsten Zeitungsartikeln von damals. Ich habe mich unheimlich mit den Menschen der ehemaligen DDR gefreut. Ihr Drang nach Freiheit und Selbstbestimmung und ihr Mut, sich friedlich gegen Unterdrückung und Willkür zu erheben, hat mir sehr imponiert. Auch heute ist dies ein wichtiger Tag zum Innehalten für mich: über die glückliche Fügung der Geschichte und den Wert der Freiheit, die wir heute vielleicht häufig für zu selbstverständlich ansehen, für die es aber gilt, immer wieder neu einzustehen.“
Dr. Arne Rudolph, Hauptgeschäftsführer der IHK Karlsruhe
„Es gibt keine Gesetzmäßigkeit in der Geschichte, sondern wir Menschen haben es in der Hand aus der Geschichte, die an sich vielleicht Zufälligkeiten enthält, ein gemeinsames Schicksal zu machen.“
Dr. Alessandro Bellardita, Karlsruher Richter, Dozent und Autor
Als Demokraten ansprechbar sein
Karlsruher Stimmen I Demokratie und Menschenrechte im Gespräch
Im Interview mit dem Bündnis für Demokratie und Menschenrechte Karlsruhe spricht Stefan Stoll, Vorsitzender der KSC-Faninitiative Blau-Weiss statt Braun e.V., über die Frage, wie politisch der Sport sein darf, menschenfeindliche Einstellungen in der Kurve und Engagement für Aufklärung.
Im Kontext seines Engagements gegen Antisemitismus sagt er: „Unser Problem ist heutzutage, dass Antisemitismus und Menschenfeindlichkeit an vielen Stellen wieder anfangen, salonfähig zu werden. Wenn solche Positionen wieder im Bereich des Sagbaren liegen, wird es schwieriger, dagegen zu wirken.“