Ludwig Marum & ein Preis, der erinnern soll
Ein Beitrag der SPD Karlsruhe
Die Karlsruher SPD vergibt seit 1988 den mit 1.000 EUR dotierten Ludwig-Marum-Preis im Gedenken an den Sozialdemokraten Ludwig Marum, der in seinem Wirken als Kämpfer für Freiheit, Demokratie und Rechtsstaat ein Vorbild nicht nur für Sozialdemokrat:innen, sondern für alle ist, denen Freiheit, Rechtsstaat und Demokratie am Herzen liegen. Ausgezeichnet werden Personen, Gruppen oder Einrichtungen, die sich in besonderem Maße für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Gleichberechtigung und für ein friedliches gesellschaftliches Miteinander in Deutschland einsetzen. Der Ludwig-Marum-Preis wurde anlässlich des Gedenkens zum 50. Jahrestag der Reichspogromnacht am 9. November 1938 ins Leben gerufen. Damit will die Karlsruher SPD einen nachhaltigen Beitrag zu einem aktiven und politisch wirksamen Erinnern leisten. Seit 1997 findet die Preisverleihung nicht mehr am 9. November, sondern an Marums Geburtstag, dem 5. November statt.
Zu Ludwig Marum
Der 1882 in Frankenthal geborene Ludwig Marum war Rechtsanwalt, Mitglied des Badischen Landtags, Mitglied des Reichstags, Badischer Minister und Staatsrat und hatte jüdische Wurzeln. Er war sein 1904 Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) . 1918 nahm Marum als Justizminister in der Badischen Vorläufigen Regierung eine zentrale Rolle beim Übergang von der Monarchie zur Republik ein und beteiligte sich 1919 an der Ausarbeitung einer neuen badischen Verfassung. Im Landtag übernahm Marum von 1919 bis 1928 den Vorsitz der SPD-Fraktion und war von 1920 bis 1929 Staatsrat in der Landesregierung. 1928 wurde er in den Reichstag gewählt.
Nach der Machtübernahme durch Hitler wurde Marum am 10. März 1933 in seiner Wohnung in Karlsruhe verhaftet. Im Nachgang zu seiner Verhaftung wurde der Reichstagsabgeordnete, ehemalige badische Staatsrat und Landtagsabgeordnete Ludwig Marum am 16. Mai 1933 gemeinsam mit sechs weiteren Sozialdemokraten in einer von den Nazis inszenierten Schaufahrt quer durch Karlsruhe in das KZ Kislau bei Bruchsal gebracht: Mit dabei waren der Polizeisekretär August Furrer, der Redakteur der Karlsruher SPD-Zeitung „Volksfreund“ Sally Grünebaum, der Führer der „Eisernen Front“ Gustav Heller, der ehemalige badische Minister, Staatspräsident und Landtagsabgeordnete Adam Remmele, dessen langjähriger persönlicher Referent Hermann Stenz sowie der Führer des „Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold“ Erwin Sammet.
Die sieben widerrechtlich inhaftierten Männer wurden in einer bis dahin beispiellosen Aktion auf einem Wagen öffentlich durch Karlsruhe gefahren mit dem Ziel, nicht nur die Verhafteten öffentlich zu demütigen, sondern öffentlichkeitswirksam klarzustellen, dass Demokratie und Rechtsstaat nicht mehr existierten. Die Fahrt begann beim Gefängnis in der Riefstahlstraße und führte vorbei an Orten, die für Demokratie, Staatsmacht aber auch die Arbeiterbewegung besondere Symbolkraft hatten – vorbei am Ständehaus, dem badischen Landtagsgebäude, dem Staatsministerium, dem Metallarbeitergewerkschaftshaus, dem Rathaus sowie dem Polizeipräsidium am Marktplatz. Das beschämende Spektakel wurde von tausenden Bürger:innen begleitet, die das Geschehen als Zuschauer:innen verfolgten. Proteste gab es den Berichten zufolge so gut wie keine; die wenigen, die es wagten zu protestieren, wurden umgehend verhaftet.
Die Karlsruher Schaufahrt war nach der Machtergreifung durch die NSDPA einer der ersten Höhepunkte des nationalsozialistischen Terrors – nicht nur in Karlsruhe, sondern auch im ganzen damaligen Reichsgebiet. Denn es hatte vergleichbare Aktionen bis dahin kaum gegeben. Das Signal war eindeutig: Die Nationalsozialisten stellten unmissverständlich klar, dass die bisherige Ordnung in Deutschland keinen Bestand mehr hatte und die Gegner der neuen Machthaber nicht mehr sicher waren.
Die als so genannte „Schutzhäftlinge“ inhaftierten Männer wurden alle bis auf Marum in der Folge unter der Bedingung freigelassen, dass sie sich in regelmäßigen Abständen bei der Gestapo zu melden hätten. Zudem wurde ihnen jede politische Tätigkeit untersagt. Ludwig Marum hatte sich geweigert, diesen Bedingungen zuzustimmen. Auf Befehl des Gauleiters und Reichsstatthalters Robert Wagner wurde Ludwig Marum schließlich in der Nacht vom 28. auf den 29. März 1934 im Schlaf von zwei SA-Leuten erdrosselt. Sein Tod wurde öffentlich als Suizid dargestellt.
Der Ludwig Marum-Preis 2024
In diesem Jahr erhält die Badische Landesbühne Bruchsal den Ludwig-Marum-Preis für die Aufführung des Dokumentartheaterstücks „Der Mann des Rechts: Ludwig Marum“ von Hajo Kurzenberger. Das Stück portraitiert den großen badischen SPD-Politiker Ludwig Marum sehr detailreich und anhand zahlreicher historischer Dokumente. Damit ist ein beachtliches Werk überregional bedeutsamer Lokalgeschichte gelungen, die auf der Bühne zum Leben erwacht. Das Stück wurde auf der Badischen Landesbühne in der Spielzeit 2023/2024 aufgeführt und sorgte für große öffentliche Resonanz. Damit hat die badische Landesbühne einen wichtigen Beitrag geleistet, die Erinnerung an Ludwig Marum auf sehr eindrückliche Weise lebendig zu halten. Laudatorin wird die Oberbürgermeisterin der Stadt Bruchsal Cornelia Petzold-Schick sein.