Rückblick auf die Lange Nacht der Demokratie in Karlsruhe
Nach der ersten Langen Nacht der Demokratie blickt das Bündnis für Demokratie und Menschenrechte Karlsruhe zufrieden auf einen Abend mit vielen Gesprächen und Diskussionen zurück. Zum ersten Mal fand die Aktion am Vorabend des Tages der Deutschen Einheit auch in der Fächerstadt statt. 18 Bündnispartner beteiligten sich mit neun dezentralen Veranstaltungen und machten so demokratisches Engagement in vielfältigen Formaten sichtbar. Ein Rundgang.
Inklusive Demokratie-Schnitzeljagd feiert Premiere
Begonnen hatte die Lange Nacht der Demokratie schon am Nachmittag in einem bekannten Karlsruher Wahrzeichen. Eine inklusive Demokratie-Schnitzeljagd durch die Dauerausstellung „Baden in Europa“ wurde gemeinsam vom Badischen Landesmuseum sowie der Lebenshilfe Karlsruhe, Ettlingen und Umgebung e.V. entwickelt. Besucherinnen und Besucher des Museums im Karlsruher Schloss konnten nun erstmals an der barrierefreien Rallye “Weg zur Demokratie” teilnehmen.
Es geht beispielsweise von der französischen Revolution über den Hecker-Aufstand und die Paulskirchenversammlung bis zum Bundesverfassungsgericht heute. Hinter dem Projekt der beiden Institutionen steht aber mehr als das Ziel reiner Wissensvermittlung zur Demokratiegeschichte in Deutschland. Durch Leichte Sprache und den Einbezug von Menschen mit Behinderung in die Gestaltung der Rallye geht es auch ganz grundsätzlich um die Zugänglichkeit von Kultur, Bildungsangeboten und Demokratie.
„Es ist wichtig, die Themen nicht immer nur abstrakt zu vermitteln, sondern sinnlich erfahrbar, fühlbar und sichtbar vermitteln. Das schafft unsere Rallye wunderbar.“
Andrea Sauermost, Leiterin Unternehmenskommunikation der Karlsruher Lebenshilfe
Die barrierefreie Rallye “Weg zur Demokratie” bleibt auch weiterhin Bestandteil der Ausstellung “Baden in Europa”. Start ist im Begegnungsraum „Luftschloss”.
Pulsierende Begeisterung für Demokratie
Das Internationale Begegnungszentrum, die Volkshochschule und der Lernort Kislau konnten viele Karlsruherinnen und Karlsruher mit vielfältigen kulturellen Hintergründen an einem langen Tisch der Demokratie begrüßen. Artur Budnik war Teil des großen Mitbring-Buffets und berichtet begeistert von den kreativen Beiträgen zum Poetry-Slam oder dem musikalischen Rahmenprogramm.
„Hier pulsierte die Begeisterung für Demokratie und die Gemeinschaft zwischen den unterschiedlichen Kulturen. Einfach toll!“
Artur Budnik
Streitgespräche im öffentlichen Raum
Gerade pünktlich für den Beginn der Aktion der Staatlichen Kunsthalle auf dem Kirchplatz vor St. Stephan hatte sich dann auch der Regen verzogen. Das Team der Kunsthalle hat hier für das Dialogformat „Über Kunst lässt sich streiten“ aufgebaut – Liegestühle, Decken und Süßigkeiten-Bar inklusive. Zehn Minuten über Kunst und/oder Politik diskutieren, am besten mit einer völlig fremden Person, darum geht es bei diesem Projekt. Im öffentlichen Raum sollen Menschen zu einem Diskurs auf Augenhöhe animiert werden. Kunst kann der Aufhänger sein, um Gespräche über Gesellschaft und Zeitgeschehen zu starten.
Astrid und Luca haben sich darauf eingelassen. Zwei Fragen stehen auf der gemeinsam ausgewählten Karte zum Gesprächsstart: Gibt es Kunst ohne Macht? Und gibt es Politik ohne Macht? Das Gespräch wird wesentlich länger andauern als die zehn vorgesehenen Minuten. Es geht um den politischen Einfluss der Kunst, Konflikte auf der Welt und die Orientierung an Idealen. Ganz unkompliziert, wertschätzend und mitten in der Fußgängerzone.
„Ein staatliches Museum sollte für alle zugänglich sein und kulturelle Teilhabe ermöglichen. Das ist unser demokratisches Verständnis und wir wollen dafür den Austausch fördern – jetzt auch vermehrt im öffentlichen Raum!“
Isabel Dotzauer, Team Bildung und Vermittlung der Kunsthalle
Parteiübergreifend im Gespräch
Wenige hundert Meter weiter hat zwischenzeitlich auch das Haus der Fraktionen seine Türen geöffnet. Im Rahmen der Langen Nacht der Demokratie haben Interessierte die Möglichkeit, die Geschäftsstellen der Gemeinderatsfraktionen von GRÜNEN, CDU, SPD, Volt und Karlsruher Liste zu besichtigen und mit den gewählten Vertretern ins Gespräch zu kommen. Führungen mit Quiz-Fragen sorgten für Spaß, Spannung und neugierige Fragen an die parteiübergreifend vertretenen Stadträtinnen und Stadträte.
Gespräch und Digitaltheater
Im Neuen Entree des Badischen Staatstheaters lauschen derweil über 50 Besucherinnen und Besucher gebannt dem Gespräch von Michel Brandt und Heisam Abbas. Brandt war von 2017 bis 2021 Abgeordneter im Deutschen Bundestag. Er spricht über sein politisches Engagement und die spannende Zeit als Volksvertreter im Bundestag. Das große Interesse des Publikums schlägt sich im Anschluss auch in einer fast einstündigen Fragerunde nieder, darunter eine Frage, die viele bewegt: „Wie kann ich konkret zur Verteidigung der Demokratie ins Handeln kommen?“
Die politische Farce „Ein Volksbürger“ von „Nico and the navigators“ mit Fabian Hinrichs bildet den Abschluss der Langen Nacht der Demokratie im Staatstheater. Die Mockumentary zeigt den rasanten Aufstieg eines populistischen Ministerpräsidenten in einem fiktiven Freistaat. Mit Charme und Intelligenz hebelt der charismatische Shooting-Star das demokratische System aus und zwingt die Politik zu drastischen Maßnahmen.
Noch vieles mehr
Weitere Veranstaltungen im Rahmen der Langen Nacht der Demokratie in Karlsruhe richteten die Arbeitsgemeinschaft Mediation in Karlsruhe mit dem Arbeitskreis Demokratie und Recht der Grünen in Karlsruhe, das Stadtkloster St. Franziskus und seine AG Demokratie & Menschenrechte sowie der Lions Club Karlsruhe-Mitte in Kooperation mit dem Filmboard Karlsruhe, der Hochschule Karlsruhe und dem Stadtjugendausschuss aus.
Insgesamt war das Bündnis für Demokratie und Menschenrechte im Rahmen der landesweiten Aktion am 2. Oktober 2024 so mit neun Veranstaltungen vertreten. 18 Organisationen und Institutionen aus unserem Bündnis haben sich zusammengetan, um an zentralen Orten Bürgerinnen und Bürger, Jung und Alt, an zentralen Orten zusammenzubringen – auf Augenhöhe, im Austausch und in der Auseinandersetzung mit unserer Demokratie. Herzlichen Dank für dieses Engagement!
Über die Lange Nacht der Demokratie
Die Lange Nacht der Demokratie in Baden-Württemberg ist eine Initiative der Allianz für Beteiligung, des Demokratiezentrums Baden-Württemberg, der Kirchlichen Landesarbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung in Baden-Württemberg, des Landesjugendrings Baden-Württemberg, der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg und des Volkshochschulverbands Baden-Württemberg. Die LNdD wird von der Baden-Württemberg Stiftung, dem Sozialministerium Baden-Württemberg, dem Kultusministerium Baden-Württemberg und der LpB Baden-Württemberg finanziell gefördert.