Hunderte Lichter vom Rathaus bis zur Stadtkirche

Gemeinsam für ein friedliches Miteinander. Gegen Hass und Hetze, Terror und Gewalt.

Unter diesem Motto haben der Lernort Kislau e.V., die Jüdische Kultusgemeinde und das Bündnis für Demokratie und Menschenrechte Karlsruhe am 27. Januar auf den Marktplatz vor das Karlsruher Rathaus geladen. Über 800 Menschen sind diesem Aufruf schließlich gefolgt, um am Tag des Gedenkens für die Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern und zu mahnen.

Die Lichter der Teilnehmenden auf dem Marktplatz reichten von den Rathausstufen bis zu den Stufen der Evangelischen Stadtkirche. Auf dem Ludwigsbrunnen verschafften sich Kinder eine erhöhte Aussichtsposition auf das Geschehen.

„Mich hat hier hergetrieben, weil ich mir Sorgen mache, was in Zukunft aus dem ganzen Hass entstehen soll.“

Veranstaltungsteilnehmer gegenüber SWR Aktuell, 27. Januar

Einführende Worte von Andrea Hoffend, wissenschaftliche Leiterin des Lernort Kislau, Erik Balter, Vorsitzender der Jüdischen Kultusgemeinde Karlsruhe, und Dieter Bürk, Sprecher des Bündnisses für Demokratie und Menschenrechte Karlsruhe, betonten die Aktualität des Gedenktages.

Hass und Hetze, aber auch Gewalt, offener Antisemitismus und menschenfeindliche Weltanschauungen seinen kein Phänomen der Vergangenheit, sind sich die Redner und die Rednerin einig. Das jüngste Wahlkampfmanöver der Karlsruhe AfD mit den sogenannten „Abschiebetickets“ führt Dieter Bürk als Beispiel dafür an.

„850 Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf dem Karlsruher Marktplatz zählt die Polizei am Holocaust-Gedenktag. Das gemeinsame Auftreten ist ein Erfolg für die Veranstalter.“

Badische Neuste Nachrichten (BNN), 27. Januar 2024

Den Hauptteil der Veranstaltung bildeten die eindrücklichen Kurzbiographien von zehn Karlsruherinnen und Karlsruhern, die dem Rassenwahn der Nationalsozialisten zum Opfer gefallen sind. Verlesen wurden diese in andächtiger Atmosphäre von Engagierten aus den drei einladenden Organisationen. Eine Schweigeminute sowie ein Kaddisch, ein jüdisches Trauergebet, rundeten die erfolgreiche Aktion im Herzen der Stadt ab.

Fortsetzung im Staatstheater und Ständehaus

Im Anschluss an die „Lichter gegen Dunkelheit“ auf dem Marktplatz nutzten viele Teilnehmenden im Anschluss die Möglichkeit, fußläufig zum Badischen Staatstheater oder der ins Ständehaus zu gelangen und im Rahmen der dortigen Veranstaltungen die Auseinandersetzung mit dem Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus zu vertiefen.

Im Ständehaus begrüßte Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup zahlreiche Gäste aus der Karlsruher Stadtgesellschaft. Inhaltlich standen in einem Vortrag von Historiker Johannes Kaiser die Sinti und Roma in Karlsruhe und Baden sowie deren Verfolgung durch die Nationalsozialisten im Fokus.

Im Neuen Entrée des Staatstheaters eröffnete Intendant Christian Firmbach eine Podiumsveranstaltung, im Rahmen derer Sandra Kegel, Ressortleiterin des Feuilletons der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, mit Saba-Nur Cheema, Politologin und Antirassismus-Trainerin sowie Meron Mendel, Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, ins Gespräch kam.